ADHS und Partnerschaft: Herausforderungen und Chancen für stabile Beziehungen
- David Beck
- 18. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. März
Erfahren Sie, wie ADHS Partnerschaften beeinflusst – mit wissenschaftlich fundierten Strategien für bessere Kommunikation, Verständnis und Beziehungsstabilität.

ADHS und Partnerschaft: Wenn Impulsivität die Beziehung belastet
ADHS ist eine komplexe neurobiologische Störung, die sich nicht nur auf die betroffene Person selbst auswirkt, sondern auch auf das soziale Umfeld – insbesondere auf enge Beziehungen wie Partnerschaften. Symptome wie Impulsivität, Konzentrationsprobleme und emotionale Dysregulation erschweren häufig die Interaktion und führen zu wiederkehrenden Missverständnissen. Dies kann im Alltag dazu führen, dass die Partnerin oder der Partner ohne ADHS zusätzliche Verantwortung übernimmt, was langfristig zu Frustration und einem Ungleichgewicht in der Beziehungsdynamik führen kann.
Studien zeigen, dass Paare, in denen ein Partner unter ADHS leidet, ein höheres Risiko für Beziehungskonflikte und sogar eine erhöhte Trennungsrate aufweisen. Besonders wenn emotionale Dysregulation und fehlende Selbstreflexion unbehandelt bleiben, wächst das Risiko, dass sich der nicht betroffene Partner emotional zurückzieht. Dies kann den Weg in einen Teufelskreis ebnen, der das Auseinanderleben der Partner fördert. Ein offenes Gespräch über die Symptome und das Bewusstsein für die Auswirkungen auf die Partnerschaft sind daher die Grundlage für eine langfristig stabile Beziehung.
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Die Auswirkungen von ADHS auf die Beziehungsdynamik
Die Auswirkungen von ADHS in Beziehungen lassen sich durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse gut erklären. Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren, was zu impulsiven Entscheidungen und spontanen Gefühlsausbrüchen führen kann. Diese Verhaltensweisen erschweren die Kommunikation innerhalb der Partnerschaft erheblich, da die Reaktionen der betroffenen Person für den Partner oft nicht nachvollziehbar erscheinen.
Auch eine professionelle ADHS-Testung kann helfen, die Ursachen für das Verhalten besser zu verstehen. Studien wie die von Schlack et al. (2007) verdeutlichen, dass Betroffene durch impulsives Verhalten die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen und Beziehungsproblemen deutlich erhöhen. Häufig sind diese Paare mit einer erhöhten Belastung im Alltag konfrontiert, was zu einem Anstieg von Konflikten und einer verminderten Beziehungszufriedenheit führt. Eine frühzeitige Diagnose kann hier präventiv wirken, um die Beziehungsdynamik nicht langfristig zu schädigen.
Kommunikation als Schlüssel zu einer stabilen Partnerschaft
Eine klare und offene Kommunikation ist entscheidend für eine erfolgreiche Partnerschaft – insbesondere, wenn ein Partner von ADHS betroffen ist. Menschen mit ADHS haben häufig Schwierigkeiten, bei Gesprächen aufmerksam zu bleiben oder ihre Gedanken strukturiert zu formulieren. Diese Kommunikationsprobleme werden vom Partner ohne ADHS oft als Desinteresse oder fehlende Wertschätzung wahrgenommen, was zu weiteren Konflikten führen kann.
Es ist hilfreich, gemeinsame Routinen zu entwickeln, die sowohl Struktur als auch Vorhersehbarkeit in den Alltag bringen. Digitale Hilfsmittel wie Erinnerungs-Apps oder geteilte Kalender können den Alltag zusätzlich erleichtern. Regelmäßige Gespräche, in denen beide Partner ihre Bedürfnisse, Erwartungen und Herausforderungen offen besprechen, fördern das Verständnis füreinander. Kommunikationsstrategien aus der kognitiven Verhaltenstherapie oder paartherapeutische Maßnahmen haben sich hier besonders bewährt, um die gegenseitige Empathie zu stärken und Missverständnisse zu vermeiden.
Emotionale Belastung: Wenn ADHS beide Partner betrifft
In einer Partnerschaft, in der ADHS eine Rolle spielt, erfahren oft beide Partner eine emotionale Belastung – allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. Die betroffene Person leidet häufig unter Frustration, Schuldgefühlen und dem Gefühl, Erwartungen nicht gerecht zu werden. Gleichzeitig empfindet der Partner ohne ADHS nicht selten ein Gefühl der Überforderung und Hilflosigkeit, da er sich für die Stabilität der Beziehung verantwortlich fühlt.
Um diese emotionale Belastung zu mindern, ist es ratsam, auf spezialisierte Therapieangebote für ADHS-Betroffene zurückzugreifen. Diese können dabei helfen, individuelle Verhaltensmuster zu erkennen und gezielt daran zu arbeiten. Ergänzend bieten Achtsamkeitsübungen, Entspannungstechniken und gemeinsame Aktivitäten Möglichkeiten, die emotionale Bindung zu stärken und Stress zu reduzieren. Solche Maßnahmen fördern die emotionale Stabilität der Beziehung und helfen dabei, den Teufelskreis aus Frustration, Rückzug und Missverständnissen zu durchbrechen.
Lösungsansätze: Therapie, Selbsthilfe und Unterstützung für eine stabile Beziehung
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um ADHS-bedingte Beziehungsprobleme zu bewältigen. Neben individueller Therapie bieten speziell auf Paare mit ADHS ausgerichtete Beratungsangebote Lösungen, die auf die Bedürfnisse beider Partner eingehen. Eine Kombination aus Verhaltenstherapie, Kommunikationsschulungen und strukturierten Alltagsroutinen ist dabei besonders effektiv.
Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe für ADHS-Betroffene und ihre Angehörigen kann hilfreich sein. Der Austausch mit anderen Betroffenen schafft Verständnis und bietet wertvolle Tipps für den Umgang mit alltäglichen Herausforderungen. Zusätzlich sind eine klare Rollenverteilung im Alltag, die bewusste Förderung von Empathie und die Einführung fester Routinen wirksame Strategien, um die Partnerschaft zu stärken. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob ADHS eine Rolle in Ihrer Beziehung spielt, können Sie eine professionelle ADHS-Testung in Erwägung ziehen. Frühzeitige Maßnahmen können dabei helfen, Herausforderungen früh zu erkennen und die Beziehungsqualität nachhaltig zu verbessern.
Quellen:
Abelein, S., & Holtmann, M. (2021). Wer mich stört: Zur sozialen Wahrnehmung von Schülern mit ADHS. Empirische Sonderpädagogik, 13(1), 42–58.
Barkley, R. A. (2015). Attention-Deficit Hyperactivity Disorder: A Handbook for Diagnosis and Treatment (4th ed.). Guilford Press.
Schlack, R., Petermann, F., Petermann, U., & Mauz, E. (2007). Prävalenz der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 50(5–6), 827–835.
Zemp, M., Bodenmann, G., Backes, S., Suter, M., & Revenson, T. A. (2017). Wechselwirkungen zwischen Partnerschaftsstörungen und kindlicher ADHS-Symptomatik. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 66(7), 519–534.
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