ADHS und Medienkonsum: Chancen und Herausforderungen
- David Beck
- 18. März
- 3 Min. Lesezeit
Wie beeinflusst der Medienkonsum die Symptome von ADHS?

1. ADHS im digitalen Zeitalter: Neue Herausforderungen für Betroffene
Menschen mit ADHS neigen von Natur aus zu Impulsivität, Konzentrationsproblemen und einer schnellen Reizüberflutung. Die ständige Verfügbarkeit digitaler Inhalte – von sozialen Medien bis zu Videospielen – kann diese Symptome verstärken. Studien zeigen, dass Personen mit ADHS häufiger Schwierigkeiten haben, die eigene Bildschirmzeit zu regulieren (Beyens & Nathanson, 2019). Dies führt oft zu einer erhöhten Nutzung von digitalen Geräten, die sich negativ auf den Alltag auswirken kann.
2. Medienkonsum bei Kindern mit ADHS: Was sagt die Forschung?
Gerade bei Kindern mit ADHS ist der Einfluss von Medienkonsum besonders auffällig. Eine Studie von Poulain et al. (2018) fand heraus, dass intensiver Medienkonsum im Vorschulalter das Risiko für Verhaltensauffälligkeiten erhöhen kann. Zudem zeigte eine Untersuchung von Paulus et al. (2018), dass Kinder mit ADHS besonders anfällig für eine problematische Nutzung von Videospielen sind. Diese Kinder erleben oft Schwierigkeiten, sich von digitalen Inhalten zu lösen, was die Symptome der Störung weiter verschärfen kann.
3. Auswirkungen digitaler Medien auf ADHS-Symptome
Zu den größten Risiken der digitalen Mediennutzung bei Menschen mit ADHS zählen:
Verstärkte Ablenkbarkeit: Die Flut an Benachrichtigungen und Informationen erschwert es Betroffenen, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren (Ko et al., 2015).
Schlafstörungen: Studien zeigen, dass exzessiver Medienkonsum insbesondere vor dem Schlafengehen zu Ein- und Durchschlafproblemen führen kann (Przybylski & Weinstein, 2017).
Erhöhte Impulsivität: Interaktive Medien, wie Videospiele oder soziale Netzwerke, fördern spontane Entscheidungen und können die Impulsivität bei ADHS-Betroffenen steigern (Yen et al., 2007).
4. Strategien für einen gesunden Umgang mit Medien
Ein bewusster Umgang mit Medien kann Menschen mit ADHS helfen, die positiven Aspekte der Digitalisierung zu nutzen, ohne die Symptome zu verschlimmern. Hier einige Tipps:
Bildschirmzeit begrenzen: Klare Zeitlimits für Mediennutzung setzen.
Medienfreie Zonen schaffen: Besonders wichtig im Schlafzimmer, um Schlafstörungen zu vermeiden.
Gezielte Nutzung von Apps: Tools wie ClickUp oder Todoist helfen dabei, Aufgaben zu priorisieren und die Produktivität zu fördern.
Achtsamkeitsübungen integrieren: Apps wie Headspace oder Calm bieten geführte Meditationen, die Menschen mit ADHS dabei unterstützen, ihre Konzentration zu verbessern.
5. Fazit: Balance zwischen Nutzen und Risiko finden
Digitale Medien können für Menschen mit ADHS sowohl Fluch als auch Segen sein. Während Apps und digitale Tools dabei helfen können, den Alltag zu organisieren und die Produktivität zu steigern, birgt übermäßiger Medienkonsum erhebliche Risiken für die Verschärfung von Symptomen. Ein bewusster und reflektierter Umgang mit digitalen Medien ist daher essenziell – insbesondere für Kinder und Jugendliche mit ADHS.
Quellen:
Poulain, T., Vogel, M., Neef, M., Abicht, F., Hilbert, A., Genuneit, J., Körner, A., & Kiess, W. (2018). Reciprocal associations between electronic media use and behavioral difficulties in preschoolers. International Journal of Environmental Research and Public Health, 15(4), 814. https://doi.org/10.3390/ijerph15040814
Paulus, F. W., Sinzig, J., Mayer, H., Weber, M., & von Gontard, A. (2018). Computer gaming disorder and ADHD in young children—a population-based study. International Journal of Mental Health and Addiction, 16(1), 119–127. https://doi.org/10.1007/s11469-017-9787-7
Beyens, I., & Nathanson, A. I. (2019). Electronic media use and ADHD-related behaviors: A meta-analysis. Developmental Psychology, 55(4), 913–928. https://doi.org/10.1037/dev0000686
Przybylski, A. K., & Weinstein, N. (2017). Digital screen time limits and young children's psychological well-being: Evidence from a population-based study. Child Development, 90(1), e56–e65. https://doi.org/10.1111/cdev.13007
Ko, C.-H., Yen, J.-Y., Yen, C.-F., Chen, C.-S., & Chen, C.-C. (2015). The association between Internet addiction and psychiatric disorder: A review of the literature. European Psychiatry, 27(1), 1–8. https://doi.org/10.1016/j.eurpsy.2010.04.011
Yen, J.-Y., Yen, C.-F., Chen, C.-S., Tang, T.-C., & Ko, C.-H. (2007). The association between adult ADHD symptoms and Internet addiction among college students: The gender difference. CyberPsychology & Behavior, 12(2), 187–191. https://doi.org/10.1089/cpb.2008.0113
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